Temminck-Tragopan (Tragopan temminkii)
Hahn:     Gesamtlänge ca. 62 cm, davon Schwanzlänge ca. 25 cm 
Henne:   Gesamtlänge ca. 54 cm, davon Schwanzlänge ca. 20 cm

Nachdem ich den ersten Temminck Tragopan im Zoo in den 90zigern in Frankfurt gesehen hatte, wusste ich sofort, dass werden irgendwann einmal meine Tiere!
Die ersten Tragopane wurden 1864 nach Europa eingeführt.
Die Erstzucht von Temmincks gelang 1869 in England. Der erste Weltkrieg wirkte sich leider äußerst fatal auf den Bestand der europäischen Volierenvögel aus. 1919 wurde der Bestand mit nur noch 2 Paaren vermerkt. Bei deren Nachzuchten machten sich auch noch starke Inzuchtserscheinungen bemerkbar.
Erst 1936 kamen wieder einige Wildfänge über Shanghai nach Europa.
Tragopane bilden innerhalb der Familie der Fasanenartigen eine fünf Arten umfassende Gattung mit zahlreichen Besonderheiten in Körperbau und Lebensweise. Dichte, feuchte Gebirgswälder in Höhen zwischen 1000 und 4000 Metern bilden den bevorzugten Lebensraum der Tragopane. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich vom Himalaya bis zu den Gebirgen Nord-Burmas sowie Zentral- und Süd-China. Das ganz besondere an den Hähnen sind die bunten Hautlappen im Gesicht- und vor allem im Kehlbereich. Diese kann der Hahn bei Erregung, besonders bei der Balz weit ausdehnen, so dass vor seinem Halsbereich nur noch ein großes „schildartiges“ Gelapp zu sehen ist. Die Hähne haben am Hinterkopf beidseitig hörnerartige Schwellkörper, die sie ebenfalls bei der Balz aufstellen.

 

Jeder der die Farbpracht dieser Tiere einmal sehen durfte, ist von diesen Tieren mehr als nur etwas begeistert. Von Anfang April bis Anfang Mai kann man bei ihnen eines der spektakulärsten Balzverhalten in der gesamten Vogelwelt beobachten.
Bei der Frontalbalz versteckt sich der Hahn hinter einer Wurzel oder Stein. Das Weibchen muss dabei einen für ihn größeren Respektabstand einhalten und darf ihn vor allem nicht sehen.
Mit nickenden Bewegungen und gleichzeitigen Flügelschlagen pumpt er jetzt seinen Kehllappen und die Hörnchen am Hinterkopf auf, die zuvor unter dem Federkleid nicht sichtbar waren. Diese Prozedur dauert ca. 20 Sekunden. 

 

 



 

Mit voll ausgeprägtem Kehllappen und aufgestellten Hörnchen, immer noch versteckt hinter seinem Sichtschutz, fängt er nun an mit den Flügeln zu schlagen, gefolgt mit einem zunehmend lauter werdendem Ruf, der sich wie "klack-klack-klack“ anhört. Der Flügelschlag wird immer heftiger und kurz danach richtet er sich auf – aber nur soweit, dass die Henne nur seinen Kopf und Kehllappen hinter seinem Versteck herausragen sieht. Sollte die Henne jetzt wie erstart stehen bleiben und ihn mit geducktem Kopf beobachten, stürmt er aufgerichtet aus seinem Versteck heraus und rennt auf die Henne zu und umkreist sie kurz.Wenn die Show für die Henne jetzt ausreichend beeindruckend war, darf er sie nun eventuell begatten . Dieses Verhalten kann man am besten an frühen Vormittag oder am Anfang der Abenddämmerung beobachten.
Es gibt auch noch die etwas unspektakulärere Seitenbalz. Hier umkreist er mit aufgeplustertem Gefieder und langsamen Schritten sein Weibchen, die sich dabei aber meist völlig unbeeindruckt zeigt. Um sich dabei bemerkbarer zu machen, zerrt er dann oft recht wild an irgendwelchen Büschen oder Ästen.

Um den Tieren dieses Balzverhalten zu ermöglichen, müssen die Gehege natürlich dementsprechend angelegt werden. Die Voliere sollte reichlichst bepflanzt und ausreichend groß sein. Der Bodengrund sollte abwechselnd gestaltet sein. Natürlicher Grasboden wird sehr gerne geweidet. Eine stelle für Sand oder Staubbad ist als selbstverständlich anzusehen. Sehr wichtig sind auch ausreichende Klettermöglichkeiten. Tragopane verbringen einen Großteil des Tages im Geäst in denen sie nicht nur sitzen sondern richtig klettern und herumspringen. Der wichtigste Einrichtungsgegenstand – ein großer Stein oder Baumstamm, hinter dem der Hahn sich verstecken kann, um sein wie oben beschriebenes Balzzeremonial veranstalten zu können.

Die Henne beginnt meist Mitte April mit dem Gelege, vorzugsweise in einem Korb der im oberen Bereich des Geheges angebracht sein sollte. Tragopane legen meist 5-6 Eier in einem recht lieblos angelegten Nest. Diese werden in 28 Tagen meist von der Henne, sehr selten auch vom Hahn, erbrütet.

Gelegentlich konnte ich nach dem Schlupf der Küken allerdings ein recht rabiates Verhalten einiger Hähne gegenüber der Henne beobachten. Sollte dies geschehen, rate ich dazu, die Tiere zu trennen. Meistens führen die Elterntiere aber ihren Nachwuchs äußerst fürsorglich. Tragopan Küken schlüpfen mit fast vollkommen entwickelten Schwungfedern. Bereits 2 Tage nach dem Schlupf können sie den Elterntieren ins Geäst nachfliegen um dort zu übernachten. In das Nest kehren sie nicht mehr zu zurück. Jungtiere können bis zur Balzsaison im Jahr darauf bei den Elterntieren verbleiben. Die Junghähne lassen sich bereits nach einigen Wochen an einigen rötlichen Federn an der Kehle erkennen. Ich trenne die Tiere immer Ende November und halte sie nach Geschlechtern getrennt in verschiedenen Gehegen. Die Zuchttiere dürfen auch nur Paarweise in einem Gehege gehalten werden.
Einmal machte ich den Versuch 1,2 in einem Gehege zu halten. Beide Hennen haben ihre Eier nur auf dem Boden abgelegt und haben sich nicht mehr darum gekümmert.  Zwei meiner Chabo Hennen konnten 3 der 10 eingesammelten Eier aber doch noch erfolgreich ausbrüten.

    
Das vollständige Adultgefieder der Hähne wird erst im zweiten Lebensjahr ausgebildet. Die Hähne besitzen kurze Sporne.

Temmincks können bei richtiger Haltung recht alt werden. Mein ältester Hahn ist jetzt 12 Jahre alt (wir schreiben das Jahr 2012), die älteste Henne 11 Jahre alt. Beide sind äußerst vital, hatten bisher keinerlei Krankheiten und bisher jährlich erfolgreich für Nachwuchs gesorgt.
Leider sind auf dem Markt sehr viele „gekreutzte“ Tiere, hauptsächlich Hennen, käuflich zu erwerben. Temmincks lassen sich mit Satyr Tragopanen recht einfach verpaaren. Danach bekommt man leider ein Tier, daß für beide Arten nicht zur Weiterzucht geeignet ist. Ich empfehle, Tiere nur von seriösen Züchtern zu übernehmen. Einige davon findet man in der WPA. Auch empfehle ich vor einem Kauf, die Haltungsbedingungen bei den Züchtern persönlich zu überprüfen. Tiere die auf übermäßig verschmutzten Boden gehalten werden, würde ich niemandem empfehlen, diese zu übernehmen. Der Verdacht liegt bei einer solchen Haltung sehr nahe, dass in der Aufzucht viele Antibiotikas im Spiel waren. Eine Praxis, die leider von vielen auch mir persönlich bekannten Züchtern betrieben wird.
                      

Temminck Tragopane sind sehr winterharte Hochgebirgsvögel aus den Lagen des Himalajas von Indien über Burma bis Tibet. Größe: Hahn 64 cm, Gewicht 1600g. Henne 57 cm, Gewicht 1000g. Mit Kälte und Schnee haben sie überhaupt keine Probleme. Eher mit Temperaturen über 30 Grad. Deswegen sollten unbedingt viele schattige Plätze im Gehege eingerichtet werden. Sehr gut haben sich bei mir Tarnnetze der Bundeswehr bewährt. Mit diesen kann man ein Gehege in Verbindung mit Büschen, Sträuchern und Steinen auch sehr dekorativ einrichten. Ein Schutzhaus ist auch nicht unbedingt nötig. Ein einfacher von zwei Seiten und oben geschützter, möglichst dunkler Unterstand von ca. 1,5 qm Größe reicht völlig aus. Dort verbringen sie auch den größten Teil des Tages recht inaktiv im Schatten. Hier kann man auch den Weidenkorb zum Brüten aufhängen, der aber im oberen Drittel angebracht sein sollte.
Tragopane ernähren sich überwiegend von Blättern, Knospen, Früchten und
Samen. Meinen Tieren gebe ich deshalb neben einem speziell für diese Fasanenart hergestelltem Pelletsfutter ganzjährig reichlich Grünfutter und allerlei Gemüse, Obst und Beeren. Ganz wild sind sie auf Trauben, Erdbeeren, Bananen, Pflaumen, Brombeeren, Äpfel und Kiwis. Ich persönlich empfehle dabei – keine ganzen Früchte zu verabreichen. Vorher klein reiben oder mit dem Messer zerkleinern. Eine große Traube z.B. kann evtl. zu groß für das Tier sein und sich im Hals feststecken. Durch die tägliche Gabe von Leckereien aus der Hand sind meine Tiere auch außerordentlich zutraulich geworden. Tagsüber sind sie meist recht ruhig und verbringen die meiste Zeit in den Ästen. Sehr aktiv sind sie in den morgen und frühen Abendstunden.
Durch ihren gelegentlichen und aber nicht sehr lauten morgendlichen "Wa-wa-wa-wa" Ruf wird das Tier bei den Eingeborenen auch Wawachi genannt. Wie gesagt – nicht sehr laut.
Dadurch eignen sich diese Tiere auch durchaus für die Haltung in Wohngebieten mit den freundlichen Nachbarn gegenüber.
Gegenüber anderen Voliereninsassen sind sie außerhalb der Brutsaison recht verträglich. Ich rate aber dazu, sie keinesfalls mit anderen, vor allem kleineren hühnerartigen in einer Voliere zu halten. Tauben werden von ihnen vollkommen ignoriert. Ich halte meine Temminck Zuchtstämme in verschiedenen Gehegen mit Celebes-Gelbbrusterdtauben, großen Bronzeflügeltauben oder Perlhalstauben zusammen

Ein Tragopan Gehege zu säubern ist nicht wirklich besonders zeitaufwendig. Sie haben einen festen  Schlafplatz und einen Platz wo sie die meiste Zeit des Tages über sitzen. Darunter kann der Kot leicht eingesammelt werden. Im übrigen Gehege wird sich fast nie Kot finden lassen. Provilaktisches Entwurmen einmal pro Quartal, wie es viele meiner Züchterkollegen gerne handhaben, kann ich deshalb nicht befürworten. Das beste Rezept zur Haltung – öfters einfach mal das Gehege säubern. Natürlich bringe ich alle 3 Monate eine Sammelkotprobe meiner einzelnen Gehege zu meiner Tierärztin. Sollte dann ein Befall vorliegen, kann ich immer noch rechtzeitig gezielt dagegen vorgehen. Der Test kostet nicht die Welt und die Tiere müssen nicht unnötig mit Medikamenten voll gepumpt werden.

 

                                  

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